Archiv der Kategorie: Sprache

Volksbegehren zum Gendern

Solchen Frauen wäre es nie eingefallen, das Gendern zu verlangen. Inzwischen haben wir einen völlig anderen Typ von Frau, und so wird eifrig „gegendert“.
Nun gibt es plötzlich eine Volksinitiative gegen das Gendern und es ist gut, dass eine Frau diese Initiative gestartet hat. Wie wäre es wohl einem Mann ergangen, wenn er auf diese Idee gekommen wäre? Da wären die Feministinnen vereint mit den Gutmenschen über den armen Kerl hergefallen und hätten ihn als Frauenfeind hingestellt und als jemanden, der die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat: Sprache müsse sich entwickeln.

Wir leben im Zeitalter des Framing. In einer Zeit, in der die Welt immer unübersichtlicher wird und die Menschen vieles nicht mehr nachvollziehen können, kommt es darauf an, das, was man erreichen will, in den richtigen Rahmen zu stellen. Also jammern die Feministinnen, dass den Frauen zu wenig Respekt entgegen gebracht würde, wenn sie bei der Verwendung der männlichen Form eines Substantivs mit einbezogen würden. So beziehen in der Regel also die Worte „liebe Leser“ trotz der männlichen Form des Wortes auch die Frauen mit ein. Das ist für Feministinnen unerträglich.

Nun könnten also die Gegner des Gendern einen anderen „Frame“ aufstellen. Sie könnten sich darüber beklagen, dass die Frauen mit der Verwendung der weiblichen Form eines Substantivs gezielt angesprochen werden können, die Männern jedoch nicht, denn für sie gibt es keine eigene Form. Sie gehen in der Masse unter.

Wie wäre es übrigens, wenn man die Anrede „Meine Damen und Herren“ etwas kritisch beleuchten würde? Müssten nicht die Frauen höflichkeitshalber sagen: „Meine Herren und Damen“?

 

Verhunzung der deutschen Sprache


Eine Entwicklung der Sprache geht bei uns dahin, dass die Fehler, die Dumme machen, zur Normalität werden: So heißt es immer öfter statt „das Virus“: „der Virus“. Oder anderes Beispiel: Das Wort „USA“, das ja in der Mehrzahl für Vereinigte Staaten von Amerika steht, wird immer mehr im Singular benutzt, indem man beispielsweise schreibt: „Die USA hat den Präsidenten Biden.“
Ob es ein Warnzeichen ist, wenn insoweit die Dummen die Sprachentwicklung voran treiben?

Auf der anderen Seite geben Menschen den Ton an, für die die bayerische Sprache den schönen Ausdruck „Gschaftlhuber“ verwendet. Das sind Menschen, die anderen unbedingt zeigen wollen, wie gescheit oder modern sie sind:
So kannte ich das Wort „flexen“ bisher nur für die Arbeit mit der entsprechenden Maschine. Nun las ich das Wort in einer Zeitung, die sich für ein Intelligenzblatt hält. Ich musste also erst mal googeln, was es dort für einen Sinn haben sollte: Es stammt aus der Jugendsprache und bedeutet „protzen“ bzw. „prahlen“. Da wollte also einmal ein Journalist zeigen, wie sehr er mit der Zeit geht. Nur: Was sollen solche Missbildungen der Sprache?

Gendern und Framing

Interessant ist ja das Framing. Das bedeutet, dass man Themen nur in den richtigen Rahmen stellen muss, dann kann man das Publikum überzeugen. Die Politiker arbeiten gerne damit. Sie entwickelten deswegen sogar eine eigene Sprache, die Politsprech genannt wird. Ich habe hierzu ein eigenes Lexikon verfasst, damit Sie wissen, wovon die Rede ist:
https://autorenseite.wordpress.com/2022/05/25/der-verlogene-politsprech-2/
Schauen Sie doch mal rein, damit Sie nicht Opfer werden.

Das Framing hat allerdings einen Nachteil, der allerdings den Benutzern einen Vorteil einbringt: Wenn die Gegenstimmen ausbleiben, setzt sich das durch, was den Bürgern auf diese Weise näher gebracht wird.

Nehmen wir als Beispiel das Gendern in der Sprache. Da hört man lautstark die Feministinnen, die sich unterdrückt fühlen, weil die männliche Form eines Substantivs oft auch die Frauen mit erfasst. Beispiel: „Liebe Leser“. Die Feministinnen wollen daher, dass es „Liebe Leser*innen“ heißen soll. Das setzt sich immer mehr durch, weil zum einen das Thema Gleichberechtigung en vogue ist und weil zum anderen die Gegenwehr gegen das Gendern daher schwach ist. Das einzige, was man gegen das Gendern vorbringt, ist, dass man beim Altvertrauten bleiben soll.

Wie wär’s denn aber damit, dass die Männer auch zum Framing greifen und wie die Feministinnen jammern würden? Sie könnten sich darüber beklagen, dass die Frauen eine eigene sprachliche feminine Ausdrucksform haben, die „armen“ Männer jedoch nicht. Sollte man also „Leserer“ sagen, wenn man nur die männlichen Leser ansprechen will, wie beispielsweise ich mit meinem Eheratgeber? Wenn sich Frauen trotz Warnhinweis hinein verirren, gibt’s Ärger.

Die „Guidelines“ des SWR: Setzen sich die Feministinnen beim Gendern durch?

Mein Senf dazu:
Beim SWR herrscht Streit über das Gendern. Wie soll man das Publikum anreden oder anschreiben?
Soll man sagen: Liebe Zuhörer-innen (also mit Pause?)
Und wie soll man schreiben?
Zuhörer_innen,
Zuhörer:innen,
Zuhörer/innen
oder soll man doch einfach weiter bloß „Zuhörer“ als Sammelbegriff für Männer und Frauen verwenden?
Merz hat sich gerade mit Recht über das Gendern aufgeregt und erklärt, die Fernsehanstalten seien keine Spracherziehungsschulen.
Das hat auch der SWR vernommen und uns mitgeteilt, er habe seine redaktionellen „Guidelines“ konkretisiert.
Da hätte ich doch eine Anregung: Was soll das Wort „Guidelines“ anstatt „Sprachregeln“? Das lässt Schlimmes für ihren Inhalt befürchten.
Müssen wir immer mehr Anglizismen benutzen anstatt deutscher Worte? Das ist da angebracht, wo eine neue Erscheinung  bezeichnet wird: So ist beispielsweise „shoppen“ etwas anderes als einkaufen.
Aber wenn sonst immer mehr Anglizismen um sich greifen, geschieht dies in der Regel, wenn sich jemand damit interessant machen will.
Btw: Sie gehören hoffentlich nicht dazu!
Über das btw bin ich gerade gestolpert und wusste nicht, was das bedeutet. Da musste ich erst mal googeln: Es heißt „by the way“. Da wollte mir jemand zeigen, wie alt und rückständig ich bin, sonst hätte er schlicht „übrigens“ geschrieben.

Und noch etwas zum Gendern: Die Feministinnen fühlen sich benachteiligt, weil die männliche Form eines Substantivs benutzt wird, wenn auch die Frauen mit einbezogen werden sollen.
Es kommt hier aber auf das „Framing“ an: Wenn auch die Männer so denken würden wie die Feministinnen,  könnten sie sich benachteiligt fühlen, weil es nur eine weibliche Form von Substantiven gibt, aber keine männliche. Wenn ich also in meinen Büchern teilweise nur die Männer anspreche, so kann ich nur schreiben: „Liebe Leser“. Als Gegenpol zu den Feministinnen müsste also eine männliche Form kreiert werden: Dann müsste es heißen: „Liebe Leserer!“

Ja, Leute, es gibt viel zu tun!

 

Viel Glück, deutsche Nationalfrauschaft!

Liebe deutsche Frauen-Nationalmannschft. Viel Glück heute Abend!
Das Wort „Frauen-Nationalmannschaft“ ist ja ein Widerspruch in sich. Sollte es nicht bei Euch besser „Frauschaft“ heißen, zumal Weichheinis wie DFB-Präsident Bernd Neuendorf den Begriff Mannschaft nicht mehr verwenden wollen und dazu sagen: „Fakt ist aber auch, dass er in Fankreisen hierzulande mitunter kritisch gesehen und emotional diskutiert wird.“
Da kann ich nur sagen: „Na und?“ Wenn wir alles nicht mehr sagen, was kritisch gesehen und emotional diskutiert wird, dann darf man bald bei uns überhaupt nichts mehr sagen. Ich habe ja damals schon gewarnt, als das Wort“Neger“ verboten wurde, dass es so weiter gehen wird.
Also ihr Frauen, zeigt mal Kante und nennt euch stolz: Nationalfrauschaft.

Das ist der Gipfel!

Mein Senf dazu:

Ich bin ein Gegner der Unsitte, statt Texten Videos ins Netz zu stellen:
https://autorenseite.wordpress.com/2022/06/18/video/
Dadurch werden die Menschen mehr und mehr zu Analphabeten. Ein Video mag ja dort angebracht sein, wo es wirklich etwas zu sehen gibt. Aber inzwischen ist die Unsitte der Videos schon so weit herunter gekommen, dass man einen Text tröpfchenweise zu lauter Musik auf den Schirm bringt, anstatt ihn kurz zum Lesen zu senden. Hier ein Beispiel:
https://web.de/magazine/politik/ministerpraesident-kretschmann-legt-zdf-moderator-sievers-37139816
Natürlich beginnt es mit einer überlauten Reklame.
Sinn des Ganzen: Offenbar will man die User möglichst lange auf der Seite halten.

 

 

Was ist das denn für ein Deutsch?

Die Ministerin Spiegel steht wegen mehrerer SMS aus ihrer Zeit als Umweltministerin von Rheinland-Pfalz in der Kritik, allerdings nur wegen der Art, wie sie Einfluss auf die Meinungsbildung nehmen wollte.
Ich muss die Kritik noch ergänzen:
Das ist doch kein Deutsch mehr, sondern Kauderwelsch, wenn die Ministerin schreibt:
„Das Blame-Game könnte sofort losgehen, wir brauchen ein Wording, dass wir rechtzeitig gewarnt haben, ich im Kabinett.“

Wir erleben es ja immer mehr, dass sich ein „Politsprech“ entwickelt: Die eine Seite dieser Ausdrucksweise ist, dass man die Dinge nicht beim Namen nennt:
https://autorenseite.wordpress.com/lexikon-des-politischen-sprachgebrauchs-und-des-sonstigen-geschwafels/
Die andere Seite des Politsprechs ist die, dass man mit Anglizismen zeigen will, dass man up-to-date ist. So hat die Pandemie heute keinen Höhepunkt mehr, sondern einen „Peak“ und nun warten wir auf den „Freedom-Day“.
Armes Deutschland, dass wir so etwas nötig haben. Andere Länder sind mehr auf die Sauberkeit ihrer Sprache bedacht.

Heute ist ein trauriger Tag: der Tag der Muttersprache


https://autorenseite.wordpress.com/home/

Heute ist der Internationale Tag der Ruhe und auch noch der Tag der deutschen Sprache.
Gerade erleben wir es wieder, was unserer Muttersprache angetan wird. In der Pandemie spricht man nicht davon, dass wir nun den Gipfel überschritten haben, nein, man spricht vom „Peak“. Ein Virologe wirft so ein Wort in die Debatte und wir Deutschen, die unter einem „Beflissenheitssyndrom“ leiden, greifen dieses Wort begierig auf. Jeder will zeigen, dass er auf der Höhe der Zeit ist. Und so wird nun auch der Freedom-Day erwartet.

Was wir sonst zu diesem bedeutungsvollen Tag hören, stimmt traurig: Der Wortschatz der Kinder wird immer kleiner. Kein Wunder, denn die Anglizismen verdrängen die deutsche Sprache immer mehr:

Anscheinend ist sie vielen Werbemanagern nicht modern genug. Wo man hinschaut, stößt man auf Anglizismen: „Coffee-to-go“, „Sale“, „Handy“ (was es nicht einmal im Englischen gibt), „chill-out“, „sun-downer“ und dergleichen mehr.
Nicht nur der deutschen Sprache wird Gewalt angetan. Auch das Bayrische wird immer mehr verballhornt. Besonders schlimm sind oft die Speisekarten bayrischer Hotels und Gaststätten. Selbst hochklassige Hotels machen mit, indem sie sich gewaltsam bayrisch geben: „Ganserl im Safterl“. Wer bitte-schön redet denn so im schönen deutschen Süden? Noch schlimmer ist das, was beispielsweise auf einer Alm angeboten wird: „Wos Fischig‘s“ oder “wos Nudlig‘s“. Da kann einem als Bayer schon der Appetit vergehen. Die Würste sind das Gericht, das am meisten bajuwarisiert wird: „Würstln“, „Würscht“ oder „Würschtel“. Ob so etwas den preußischen Gästen wirklich besser schmeckt? Und was ist mit den Ausländern, die ohnehin oft schon genug Schwierigkeiten mit dem Hochdeutschen haben? Man sieht also: das Pseudo-Bayrisch zeigt an, dass man sich auf provinziellem Niveau bewegt.
Der „Aküfi“: Was ist das denn? So werden Sie fragen. Der Aküfi ist eine Krankheit, die immer mehr um sich greift. Neulich hat Minister Söder in Traunstein ein BayernLab eröffnet. Was bedeutet das? Dank des Aküfi wissen wir es nicht.
Aküfi bedeutet übrigens Abkürzungsfimmel und der begegnet uns überall. Kürzlich habe ich beim Zeitungslesen gedacht, dass ich vielleicht zu alt bin und bei den modernen Ausdrücken nicht mehr mitkomme. Und da habe ich in einem Café einen Test gemacht. Ich bin von Tisch zu Tisch gegangen und habe die Gäste gefragt, was Abkürzungen, die in der Zeitung standen und die ich nicht begriffen hatte, bedeuten würden. Kein Mensch kannte sich aus.
Die Sprache ändert sich ja ständig. Was mich aber daran stört, ist die Tatsache, dass diejenigen, die nicht richtig deutsch können, die Änderungen bestimmen. So wurde das Partizip „eingeschaltet“ geändert in „eingeschalten“. Das hört man sogar im Fernsehen so: „Danke, dass Sie wieder eingeschalten haben“. Da stellen sich bei mir sämtliche Haare auf, soweit noch vorhanden.
Und manche Modeworte setzen sich plötzlich durch. Man fragt sich: Wieso? Wahrscheinlich treffen sie den Zeitgeist. Gerade hörte ich in den Nachrichten, dass jemand als Bürgermeisterkandidat „gehandelt“ wird. Normalerweise hätte man bisher gesagt: „Am meisten Chancen hat….“ Wenn sich nun eine Redewendung mit „handeln“ eingeschlichen hat, so ist das wohl als Zeichen dafür zu werten, dass viele bei uns alles für käuflich halten und die Politik als Kuhhandel betrachten.
Die Bundeszentrale für politische Bildung gab bekannt: Auch in Deutschland soll der Begriff „Farbige“ vermieden werden. Ist die Hautfarbe relevant, sei es demnach besser, von „schwarz“ zu sprechen.
Das ist kein Witz, sondern eine echte behördliche Verlautbarung. Ach, was haben wir doch dauernd für Probleme! Und was sind wir doch für superkorrekte Gutmenschen. Jetzt haben wir uns schon den netten Neger („Negerkuss“) abgewöhnt, und jetzt dürfen wir auch nicht mehr „Farbige“ sagen. Was schreibt man nun, wenn man einen Oberbegriff für Gelbe, Rote und Schwarze benutzen will. Ich schlage vor: „Menschen mit nichtweißer Hautpigmentierung“. Oder wissen Sie was Besseres?
Im österreichischen Fernsehen sieht man „Previews“ von Filmen, die zur „Prime-Time“ gesendet wurde. Warum zum Teufel heißt die Einblendung nicht „Vorschau“? Und warum redet man dauernd von der „Prime-Time“? Anglizismen mögen ja angebracht sein, wenn das englische Wort eine moderne Erscheinung bezeichnet wie beispielsweise den „Nerd“. Würde man stattdessen „Computerfreak“ sagen, wäre das auch wieder englisch. Und „Sonderling“ passt auch überhaupt nicht.
Die Ausbreitung der Anglizismen ist in der Regel darauf zurück zu führen, dass sich die Leute modern vorkommen, wenn sie die englische Sprache benutzen. Deshalb ist schon ungefähr die Hälfte der Werbesprüche englisch und an den Läden liest man Worte wie „Outlet“, „Sale“, usw.
Eine Grenze ist jedoch für mich dort überschritten, wo selbst ich, der ich die englische Sprache beherrsche, nicht mehr mit komme. So las ich in einer deutschsprachigen E-Mail gerade: „btw“. Keine Ahnung, was das bedeuten sollte, zumal ich ja nicht wusste, dass das eine englische Abkürzung für „by the way“ war. Warum schrieb der Absender nicht einfach: „nebenbei“ oder „übrigens“? Weil er offenbar ein Angeber ist und mir wohl zeigen wollte, wie viel mehr er auf der Höhe der Zeit ist als ich.
An Allerheiligen brachte das ZDF in den Nachrichten die Meldung, dass die Menschen zu diesem Tag ihre Gräber „pimpen“. Entsetzlich, wenn solche Worte in den Nachrichten gebracht werden, noch dazu aus solchem Anlass. Zwar hat es das Wort pimpen so weit gebracht, dass es im Duden steht, aber warum verteidigen wir nicht unsere deutsche Sprache, indem wir die herkömmlichen Wörter verwenden und also in den Nachrichten den Satz zu hören bekommen, dass an Allerheiligen die Gräber geschmückt werden. Im übrigen ist das Ausschmücken der Gräber eine alte Tradition und dazu passt so ein englisches Wort wie „pimpen“ überhaupt nicht. Haben die Leute beim ZDF denn kein Sprachgefühl? Und vergewissern sie sich nicht, woher das Wort „pimpen“ kommt? Es bedeutete eigentlich als Zuhälter tätig sein! Und es klingt fast wie „pimpern“, was so viel wie „vögeln“ heißt.
Früher ging man einkaufen, heute geht man shoppen. Manche Sprachwissenschaftler schimpfen darüber. Aber man muss schon sehen, dass die englischen Wörter vielfach etwas anderes bezeichnen als die deutschen: Backfische gibt es nicht mehr, sondern nur Teenager und die sind ganz etwas anderes. Auch unter „Kids“ stelle ich mir etwas anderes vor als unter dem Begriff „Kinder“. So gäbe es noch viele Beispiele.
Aber um auf das Einkaufen zurück zu kommen: Zu meiner Zeit ging man nur dann zum Einkaufen, wenn man etwas brauchte. Erst wenn beispielsweise ein Jackett zerschlissen war, kaufte man sich ein neues.
Heute geht man zum Shoppen, auch wenn man gar nichts Neues braucht. Das Herumschauen in den Geschäften ist zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Durch das Shoppen (und Fernsehen) merken viele Menschen, dass sie mit sich bzw. ihrem Leben nichts anzufangen wissen.
Ich bin wie gesagt von vorgestern. Das merke ich auch, wenn ich beispielsweise den „Spiegel“ lese und auf Ausdrücke stoße, von denen ich bisher dachte, dass sie zum Jargon meiner Enkel gehören, wenn sie mit Altersgenossen reden. Da lese ich beispielsweise „Smoothie“ und ähnliche Ausdrücke, die das Rechtschreibprogramm meines PC noch als fehlerhaft rot unterringelt.
Da ärgere ich mich, wenn ich auf einmal meine eigene Muttersprache nicht mehr ganz verstehe und nachschlagen muss, was genau gemeint ist. Ich erkläre mir solche Spiegelartikel mit den neumodischen Ausdrücken so, dass man gerne unheimlich modern sein möchte, um damit zu zeigen, dass man auf der Höhe der Zeit ist. Es scheint schlimm um den Spiegel zu stehen, wenn er so etwas nötig hat.
Je älter ich werde, umso mehr merke ich, dass vieles, was heute Sprachgebrauch ist, mir gegen den Strich geht. Ich habe hier ja schon über die Anglizismen oder die ständig neuen Modeworte geschrieben, bei denen ich nachschlagen muss, was sie bedeuten. Aber am schlimmsten finde ich die Wörter, die sich aus dem Bereich Sex in die Alltagssprache eingeschlichen haben. Mir würde nie über die Lippen kommen, etwas geil zu finden, was in meinem alten Sprachgebrauch süchtig nach Sex bedeutet. Aber das Wort ist heute Alltagssprache. Gerade wurde sogar in der ARG die politische Sendung „Bericht aus Berlin“ mit dem Wort supergeil angepriesen. Was soll das? Wäre es nicht notwendig, dieser Sendung einen sachlichen Vorspann voran zu stellen?
Übler jedoch sind allgemein benutzte Redewendungen wie diese:
Der hat keine Eier!
Das geht mir auf den Sack (bzw.: die Nüsse)!
Völlig absurd klang in meine Ohren, als kürzlich in einer Talkshow sogar eine Frau fand, das ginge ihr auf den Sack.
Inzwischen heißt es: „Im Sommer diesen Jahres…“ Schrecklich hört sich das für mich an, was sich da immer mehr ausbreitet. Nirgendwo höre ich mehr das, was bisher gegolten hat, nämlich: „dieses Jahres“.
Am schlimmsten aber ist für mich die Tatsache, dass das Wort „brauchen“ abgeschafft und durch „gebrauchen“ ersetzt wird. So hörte ich gerade in den Nachrichten, dass „der Bund immer mehr Geld gebraucht“. Der Unterschied zwischen „brauchen“ im Sinne von benötigen und „gebrauchen“ im Sinne von benutzen geht verloren. Der Film „Vater braucht eine Frau“ würde also neudeutsch heißen: „Vater gebraucht eine Frau“. Und das erinnert mich an einen Spruch aus meiner Halbstarken-Zeit:
Nach dem Essen soll man rauchen
Oder eine Frau gebrauchen.
(Entschuldigung!)
Und noch etwas zu dem Thema: In der Schule haben wir einmal die Regel gelernt:
Wer brauchen nicht mit „zu“ gebraucht
Braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.
Aber auch diese Regel ist heute weitgehend unbekannt.
Nichts gegen eine lebendige Sprache, die sich ständig verändert! Aber es muss ja nicht gerade das falsche Deutsch sein, das sich durchsetzt: Das Virus wurde inzwischen weitgehend zu „der Virus“.
Ich bin es ja gewohnt, dass ich als alter Mensch vieles von dem modernen Zeug nicht verstehe. Wenn ich gerade auf meinem Browser las, dass nach einer Phase des Planking nun eine Phase des Mamming folgt, dann muss ich erst einmal googeln, um zu wissen, um was es geht. So geht es mir fast jeden Tag. Mit immer mehr Anglizismen wollen Schreiberlinge zeigen, wie blöde sie anderen sind.
Schrecklich ist für mich auch der aufgekommene Missbrauch des Wortes Kultur:
So sprach die Nachrichtensprecherin im Fernsehen von einer „Kultur des Schweigens“. Was ist denn das denn für eine Kultur?
Kein Wunder, dass es mit unserer Sprachkultur immer weiter abwärts geht, wenn diejenigen, die Vorbild sein sollten, so daher reden oder schreiben.
Hier noch ein bisschen „neudeutsch“: Wir haben uns hier schon oft damit befasst, wie sich unsere Sprache (meist zu ihrem Nachteil) verändert. Dem einem fällt etwas ein und alle anderen plappern es nach, weil es so toll klingt.
So werden heute Spiele nicht mehr gewonnen, sondern es werden „Siege eingefahren“. Soweit es um die Formel 1 geht, ist das in Ordnung. Wie aber fährt ein Fußballverein seinen Sieg ein?
Bevor man zu solchen Redewendungen greift, sollte man sich doch erst einmal überlegen, ob sie passen. Und wenn die anderen dann das nach schreiben, sollten sie sich fragen, ob sie damit die deutsche Sprache bereichern.
Schrecklich finde ich auch die Formel „in trockenen Tüchern“. Sie soll von Frauen stammen, die ihr Kind nach dem Bad in ein trockenes Tuch packen. Aber kann man deshalb einen völkerrechtlichen Vertrag „in trockenen Tüchern“ haben?

Hang him higher! (Die neue Diskussionsform)

Dieser Titel eines alten Westerns fiel mir ein, als ich las, was für eine Diskussion der BR mit der Sendung „Matuschke – der etwas andere Abend“ ausgelöst hatte. Darin hatte der Moderator die Musiker der südkoreanischen Band BTS  als „kleine Pisser“ bezeichnet. Die Band selbst verglich er mit dem Coronavirus, gegen das es hoffentlich bald eine Impfung gebe.
Der BR hat sich inzwischen für diesen Missgriff entschuldigt.
Es sollte bei einem so angesehenen Sender nicht vorkommen, dass ein Moderator, der offenbar mit dem Altern nicht zurecht kommt, anbiedernd zu einer Beschimpfung greift, die der Halbstarkensprache entnommen ist.
Was aber merkwürdig und für die heutige Zeit typisch ist, ist die Tatsache, dass daraus eine Rassismusdebatte entstanden ist. Was hat denn eine Entgleisung eines Moderators, die nur auf eine Band, aber nicht allgemein auf die Koreaner gezielt hatte, mit Rassismus zu tun?

Wir haben es hier mit einer Sonderform einer Erscheinung zu tun, die auch in der Politik immer mehr um sich greift: mit dem Framing. Diese Sonderform besteht darin, dass man die Dinge höher hängt, als es eigentlich angebracht wäre. Aber so etwas kommt halt besser an und deshalb wird es immer populärer. Die Sachlichkeit gerät bei den Diskussionen von heute immer mehr ins Hintertreffen. Das Denken in Schlagzeilen ist halt viel einfacher.

 

 

„Roboterisierung“ der Sprache

lara

Kürzlich kam im Radio ein Bericht darüber, wie viele Jobs in Zukunft dem Computer zum Opfer fallen werden. Es waren erschreckend viele und es fragt sich, was man mit den Massen ohne Job anfangen soll. Da bleibt am Schluss nur das Tittitainment.
Der Sprecher im Rundfunk, der den Bericht verlas, fürchtete auch um seinen Job und meinte, dass die Nachrichten wohl auch einmal von einem Roboter gesprochen werden. Das wird dann so ähnlich sein wie beim Navi: Man kann einstellen, ob man eine Männerstimmer hören will oder lieber eine Frau. Und um das Stichwort Tittitainment aufzugreifen: im Fernsehen wird man bei weiblichen Sprachrobotern einstellen können, wie die Frau aussehen soll, welche Haarfarbe sie haben soll oder welche Oberweite. Das sind Aussichten!
Anscheinend sollen wir jetzt schon auf die Zukunft eingestimmt werden. Ich höre morgens immer ARD-info. Da lesen alle Sprecher die Nachrichten ohne Punkt und Komma herunter. Irgendwie kommt mir das vor wie ein Zeichen der Hektik unserer Zeit. Normalerweise sollte es doch so sein, dass man am Satzende die Stimme absenkt und eine kurze Atempause einlegt, bevor man sich dem nächsten Thema zuwendet. All das ist vorbei. Nicht nur ein Sprecher macht das so, sondern fast alle bei der Info-Sendung. Das hört sich schrecklich an, dann lieber her mit dem Sprachroboter!