Es ist schon mehr als ein halbes Jahrhundert her, aber jener Silvestermorgen wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben: Ich trat am Neujahrsmorgen meinen Dienst als Ermittlungsrichter in diesem Gericht an. Und meine erste Amtshandlung war, dass ich mich mit einem Mann zu beschäftigen hatte, den mir die Polizei vorführte und der herzzerreißend weinte. Er hatte das neue Jahr mit Luftschüssen aus seinem Gewehr angeschossen. Und am Ende übersah er, dass sich der letzte Schuss nicht gelöst hatte. Es war ein sogenannter „Nachglimmer“, mit dem er seine Tochter getötet hatte.
Das ist nicht das einzige Unglück, das ich mit Silvester verbinde: In der Nachkriegszeit bastelten wir unser Feuerwerk selbst und freuten uns, wenn unsere Raketen ihre bunte Pracht am Himmel entfalteten. Mein Freund hatte einen hochexplosiven Sprengstoff entdeckt, von dem er berichtete, dass man ihn nur vorsichtig mit einer Hühnerfeder umrühren durfte. Anscheinend war er nicht vorsichtig genug, denn es gab eine schreckliche Explosion, die ihm einige Fingerspitzen weg riss.
Früher war ich einmal in der Silvesternacht im nahen Salzburg u.a., um das herrliche Feuerwerk über der Festung anzuschauen. Traditionsgemäß traten die Böllerschützen auf, um das neue Jahr anzuschießen. Dabei gab es einen Rohrkrepierer, der dem Böllerschützen den Arm abriss.
Und wenn ich auch heuer wieder so sehe, was alles in der Silvesternacht alles passiert, dann frage ich mich, ob das die ganze Knallerei wert ist.