
In der Huffington Post kann man gerade einen Artikel darüber lesen, dass „Kurz-Deutsch“ unsere Sprache bedroht. Beispiel: „Hast du Auto?“
Auch ich sehe vielfältige Bedrohungen unserer Sprache und habe mich schon hier öfter damit befasst.
Eine bedenkliche Erscheinung ist, dass die Politiker sich nicht klar ausdrücken, sondern Floskeln bebutzen, die den Tatbestand vernebeln. Ich habe daher ein Lexikon des politischen Sprachgebrauchs und des sonstigen Geschwafels geschrieben, damit Laien wissen, was Politiker eigentlich sagen sollten. Das war dringend nötig. Sie sollten mal hinein schauen.
Genau so nötig ist ein Index der Worte, die man heutzutage nicht gebrauchen darf. Davon gibt es immer mehr. Es fing zunächst ganz harmlos mit dem „Neger“ an, so dass nun der „Negerkuss“ auf der Verbotsliste steht. Dann folgte Jahr für Jahr ein Unwort, das man tunlichst meiden sollte. Und auch sonst sind ständig beflissene Leute („Gutmenschen“ darf man ja nicht sagen) bei der Arbeit, unsere Sprache daraufhin zu durchforschen, welche Ausdrücke auf den Index gehören. Im Hinblick auf die Flüchtlingskrise muss man nun sehr vorsichtig sein. Schäuble setzte sich in die Nesseln, weil er von einer „Flüchtlingslawine“ sprach. Ebenso erging es Cameron, der das Wort „Flüchtlingsschwarm“ benutzte. Schlimm, wo es sich doch um Menschen handelt! Dasselbe gilt für Begriffe wie „Flüchtlingswelle“ oder „Flüchtlingsstrom“. So wird unsere Sprache einerseits immer mehr ausgedünnt.
Sie können den Index durch in Kommentaren durch weitere Vorschläge ergänzen.
Andererseits wird unsere Sprache durch ordinäre Floskeln ständig erweitert: Worte und Redewendungen, die früher verpönt waren, greifen immer mehr um sich: Den Leuten (auch Frauen!) geht etwas „auf den Sack“ oder „auf die Eier“ (sofern sie überhaupt welche haben). Wie kommt so etwas? Erst reden die Halbstarken (Entschuldigung: die Teens) auf der Straße so und dann meinen Politiker, sie seien auf der Höhe der Zeit, wenn sie deren Sprache als Vorbild nehmen. In Wirklichkeit wirkt das genau so widersinnig, wie Gabriel im Stringtanga.
Vielleicht bin ich ja nur zu alt, um solche Entwicklungen der Sprache nachvollziehen zu können. Ich beobachte übrigens auch, dass sprachliche Fehler schließlich zum anerkannten Sprachgebrauch gehören, z.B. „der“ Virus, „eingeschalten“ statt „eingeschaltet“ usw. Am schlimmsten ist für mein Sprachgefühl, dass man offensichtlich im Hinblick auf die Dummheit der Leute den Unterschied zwischen „brauchen“ (=benötigen) und „gebrauchen“ (=benutzen) abgeschafft hat. Es gibt nur noch gebrauchen: Ein alter Film hatte den Titel: „Vater braucht eine Frau“. Heute müsste der Titel lauten: „Vater gebraucht eine Frau“. Ich kann hier gar nicht schreiben, was ich mir unter so einem Satz vorstelle.
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