„Feigheit vor dem Feind“ – dieser Begriff fällt mir ein, wenn ich das Wahlkampfprogramm der SPD lese. (Entschuldigung, dass ich diesen Begriff verwende – er kommt mir in den Sinn, denn ich bin halt in der Nazi-Zeit groß geworden.)
Die SPD ist für mehr Gerechtigkeit und daher für eine Vermögenssteuer. Diese Vermögenssteuer steht zwar im Grundsatzprogramm der SPD, nicht aber im Wahlkampfprogramm. Ist das nicht merkwürdig? Man hat offensichtlich Angst, ein heißes Eisen anzufassen. Zur Begründung ihres Verhaltens sagt die SPD, die Vermögenssteuer sei zu kompliziert und erfordere einen hohen bürokratischen Aufwand. Dasselbe gilt ja an sich auch für die Maut, die trotzdem bei der CSU im Wahlkampfprogramm stand.
Meine Überzeugung ist, dass die Vermögenssteuer von der SPD im Wahlkampf nicht in erster Linie deshalb ausgeklammert wird, weil sie kompliziert ist. Man braucht ja die Komplikationen nicht ins Programm mit auf zu nehmen, sondern es würde ja genügen, dass man diese Steuer als bloßes Ziel angibt. Warum geschieht dies nicht? Weil sofort über ein solches Ziel hergefallen würde mit dem Stichwort „Neiddebatte“. Und wer will sich schon gern den schäbigen Neid vorwerfen lassen? Und dann kämen die Gegner mit den Argumenten, es sei alles viel zu kompliziert, als dass finanziell etwas dabei heraus kommen würde (s. Maut). Diese Gegner sind stark und einflussreich und deshalb zieht die SPD „lieber den Schwanz ein“, anstatt sich auf eine harte Debatte einzulassen. Schade!
Nach einer Berechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung würde die Wiedereinführung der Vermögensteuer dem deutschen Fiskus jedes Jahr bis zu 20 Milliarden Euro einbringen. Warum überlässt die SPD solche Planspiele anderen? Sie will erst einmal eine Kommission einsetzen. Das hört man immer, wenn nichts geschieht. Eigentlich hätte die SPD längst schon Experten an dieser Steuer arbeiten lassen müssen.
Eine Gerechtigkeitsdebatte unter Ausklammerung der Vermögenssteuer kann jedenfalls nicht funktionieren. Zu viele haben in diesem Staat als Hätschelkinder der Regierung Vermögenswerte angehäuft, die andere Ärmere durch Entwertung ihrer Altersrücklagen bezahlen mussten.