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Grund zum Feiern: Tag des Ungehorsams?

Gestern war der Tag des Ungehorsams. Ich habe mir dazu meine Gedanken gemacht:

Wenn man wie ich sehr alt wird, sieht man, wie alles in Bewegung ist. Schon der alte Heraklit hat dies festgestellt, indem er sagte „Panta rhei!“ Das ist also nichts Neues. Aber es gibt neben diesem Fluß des Lebens auch noch eine andere Art von Bewegung, nämlich die des Schaukelns zwischen zwei Extremen und die ich Dondolismus nennen möchte. Hierzu ein paar Beispiele:
> Gestern wurde der Tag des Ungehorsams „gefeiert“. Früher galt Gehorsam als eine der großen Tugenden. Heute wird sie als „Kadavergehorsam“ bezeichnet.
> Früher hatte man Respekt vor Amtspersonen, heute werden sie mit Steinen beworfen.
> Früher war man prüde, weil die Männer noch nicht entmannt waren:
Wenn die Mädchen so herum gelaufen wären, wie sie heute in die Schule gehen, wären sie verhaftet worden. Heute werden auch noch die letzten Tabus gebrochen und ein One-Night-Stand gehört für viele zu einem normalen Leben dazu wie ein Snack am Schnellimbiss.
> Früher herrschte Ordnung. Heute werden die Deutschen wegen ihres Ordnungssinns belächelt und sie reagieren darauf, indem nun auf einmal das Chaos vorgezogen wird.
> Früher war die Familie „die Keimzelle des Staates“. Heute stehen andere Lebensformen im Vordergrund: die Patchwork-Family, die Partnerschaft und die Schwulen, die „Love-Parades“ feiern.
So gäbe es noch viele Beispiele. Aber was ich vermisse, ist die Ausgewogenheit. Ich bin dafür, dass ihr auch ein Tag gewidmet wird. Das ist gerade in unserer Zeit der Spaltung des Volkes in verschiedene Lager notwendig.

Sind unsere Priester zu brav?

In Österreich hat eine Initiative „Aufruf zum Ungehorsam“ Aufmerksamkeit erregt. 427 katholische Priester haben sich zusammen geschlossen, um eine Erneuerung der Kirche zu erreichen. Es gibt ja viele Themen, bei denen das Kirchenvolk anders denkt als die Kirchenführung: Zölibat, Stellung der Frau, Ökumene, Geschiedene…
Die Ungehorsamsbewegung ist auch auf Bayern übergeschwappt, aber wenn ich mich nicht irre, wurde sie von Kardinal Marx ausgebremst. Welcher Priester wird schon gerne Disziplinarmaßnahmen in Kauf nehmen, wenn er doch sieht, dass die Kirche sowieso auf verlorenem Posten steht, wenn sie sich der Erneuerung widersetzt. Das Fatale an der Sache ist, dass sich die Kirche immer auf Gott beruft, wenn es um überholte Ansichten von alten Männern geht. Indirekt behauptet sie damit, dass die Protestanten mit ihren anderen Ansichten den Willen Gottes missachten. So etwas ist Anmaßung.
Interessant ist ja, dass die Österreicher fortschrittlicher sind als die Deutschen. Bei der Missbrauchsdebatte waren sie uns um Jahre voraus. Da hat die deutsche Kirche auch geglaubt, das alles unter der Hand regeln zu können. Um so härter hat sie dann die öffentliche Meinung getroffen.
Beim Ungehorsam ist es nun dasselbe: Wenn die Ungehorsamsbewegung hart bleibt, besteht die Gefahr einer Kirchenspaltung. Deshalb wird sich die Katholische Kirche doch letztlich scheuen, „ungehorsame“ Priester, die die Gläubigen hinter sich haben, zu bestrafen.