
Der Deutsche hat immer schon ein „Bravheits-Gen“ bzw. „Beflissenheits-Gen“ in sich. Schon Lenin spöttelte über uns: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ Und mein Vater pflegte zu sagen: „Der deutsche Kellner ist der beste.“ Damit meinte er nicht, dass man hier im Lokal gut bedient wird, sondern dass der Deutsche obrigkeitstreu ist bis hin zur Unterwürfigkeit.
Gerade wird uns Deutschen auch heute noch vorgeschrieben, Schuldgefühle zu haben, weil Hitler den Weltkrieg begonnen hat und weil die Nazis Juden vergast haben. Das bekommen wir ständig eingeimpft. Erfrischend fand ich, was eine Schülerin einmal sagte: „Was geht mich das an, dass mein Opa Krieg geführt hat?“
Interessant ist ja, wie andere Staaten und Institutionen mit ihrer Schuld umgehen.
Die Katholische Kirche hat – schlau wie sie ist – einen brauchbaren Weg gefunden, mit ihrer Schuld fertig zu werden: Hexenverbrennungen, Ausrottung der Katharer, Kreuzzüge… all das waren halt Verfehlungen einzelner, aber doch nicht solche der Kirche. Und deshalb werden wir wohl niemals im Vatikan Mahnmale finden wie in Berlin. Oder nehmen wir die USA: Die Ausrottung der „Rothäute“ wird wohl auch niemals bei den Amis Schuldgefühle auslösen. Und die Franzosen sind durch ihren Kriegsverbrecher Napoleon „La grande Nation“ geworden. Auch die Türken sind mit Armenien so ein Beispiel.
Nur wir Deutschen sollen uns immer noch als Verbrecher-Nation fühlen. Dabei sind wir doch selbst auch Opfer der Nazis gewesen: Hitler wurde gewählt, weil die Menschen Arbeit haben wollten. Und in den Krieg sind sie geschlittert, weil sie obrigkeitstreu, wie sie sind, geglaubt haben, dass Polen uns überfallen hat. Brav wie sie sind, haben die Deutschen den Kirchen geglaubt, dass der Führer die von Gott gewollte Obrigkeit war, der man zu folgen hat.
Wenn man den Deutschen einreden will, sie hätten die Vergasung der Juden gewollt, so ist das eine Lüge, die ständig verbreitet wird. Die Deutschen haben gewusst, dass die Juden interniert wurden wie übrigens auch die Staatsangehörigen anderer Feindstaaten. Aber was dann mit ihnen geschehen ist, haben nur die Beteiligten gewusst. Die übrigen Deutschen aber haben das weder geahnt noch gewollt.
Wohlgemerkt: Ich spreche mich hier nicht dafür aus, die Vergangenheit zu vergessen. Aber das hießt nicht, dass wir dauernd in unseren Wunden wühlen sollten. Das sollte weder ein einzelner Mensch tun noch ein ganzes Volk. Bei einem sachlicheren Umgang mit unserer Vergangenheit und einer vernünftigen Asylpolitik hätte es wohl die AfD nie gegeben. Was unsere Gutmenschen mit ihrem dauernden An-die Brust-Klopfen erreicht haben, ist also das Gegenteil dessen, was sie gewollt haben.
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