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Populismus wird populär

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Man muss es Schulz lassen: Er versteht sein Handwerk als Politiker: Er spricht zu den „hart arbeitenden Menschen“. Und seine Botschaft besteht aus Phrasen, die gut ankommen. Aber der Teufel steckt ja in der Regel im Detail. Und diese Details erspart er sich. Was er betreibt, ist Populismus in Reinkultur. Und der kommt gut an, wie man an seinen steigenden Umfragewerten sieht, von denen auch die SPD profitiert.
War es nicht bis jetzt so, dass die Parteien unisono den Populismus verdammt haben, weil er von den Rechten betrieben wurde? Man sprach vom postfaktischen Zeitalter, in dem Emotionen bei den Wahlen in den Vordergrund rücken.
Schulz hat dies begriffen und spielt hervorragend auf der Klaviatur des Populismus. Er verfügt über eine Vita, die ankommt: „Einer von uns!“ kann man da nur sagen: In der Schule war er ein Versager. Er wollte Fußballprofi werden, ist aber gescheitert, darum wurde er ein „Sausack“ und hat gesoffen. Die Weiber fehlen noch, aber die sind ein heißes Eisen, das er wohlweislich meidet.
Wie blass sieht daneben die Kanzlerin aus!

Rechtspopulist Kauder

„Populismus in der Politik ist so ähnlich wie Fäkalien im Essen.“
                                                                                   (H. Pöll)

Merkel   Frau Merkel, pfeifen Sie doch bitte den Kauder zurück!

Da schimpfen die etablierten Parteien dauernd über den Populismus der Rechtsextremen und sie reden von Emotionalismus und postfaktischem Verhalten. Sie fühlen sich über so etwas erhaben und täuschen darüber hinweg, dass sie selber genau so sind.
Ein Beispiel für den Populismus der CDU lieferte gerade Volker Kauder. Er äußerte sich über den FDP Parteichef Lindner und verglich ihn mit Gauland. Ersparen wir uns einen Kommentar hierzu. Unerträglich ist es jedenfalls, dass er von einem Auftritt Lindners in einem „überteuerten Maßanzug“ spricht. Das ist nichts als üble Stimmungsmache. Hat Kauder diese Information über den Anzug von Whistleblowern aus der FDP erhalten? Oder redet er einfach ins Blaue hinein – um Neidinstinkte zu wecken? Da weiß man nicht, was übler ist. Vielleicht geht es ja über das Vorstellungsvermögen Kauders hinaus, dass es Menschen gibt, denen ein Konfektionsanzug wie angegossen passt.
Eigentlich ist es ja für eine politische Diskussion, die ja eine sachliche sein sollte, völlig gleichgültig, ob sich Lindner einen Maßanzug leistet und was dieser gekostet hat. Wenn Kauder diesen Anzug für einen billigen Gag benutzt, so zeigt das zum einen, wes Geistes Kind er ist. Zum anderen passt Kauders Primitv-Populismus nicht zu einer Partei, die doch gerne eine gut-bürgerliche sein will.
PS.: Ich bin weder FDP-Mitglied noch -wähler. Bei mir ist die Partei „unten durch“, seit sie sich einmal im Schatten des Kanzlers Schmidt wählen ließ und ihn dann stürzte, ohne die Bürger neu wählen zu lassen. Da bin ich nachtragend.

Obama oder Trump: wer ist „postfaktischer“?

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Darüber, dass Trump ein postfaktischer Typ ist, weil er mehr auf Emotionen als auf Fakten gesetzt hat, ist viel geschrieben worden. Nun erweist sich auch Obama in dieser Beziehung als lernfähig. Nachdem die von ihm favorisierte Hillary Clintom die Wahl verloren hat, zeigt er sich als schlechter Verlierer: Obwohl es nur einen Verdacht gibt, dass die Russen Clintons Umgang mit ihren E-Mails publik gemacht haben, greift er zu spektakulären Maßnahmen. U.a. weist er 25 russische Diplomaten aus. Wir fragen uns: Wo bleiben die Beweise? Auch nun liefern die Geheimdienste nur Nebulöses. Das ist ja dürftiger als das, was uns die Amis über die Rechtfertigung des Irakkrieges erzählten. Aber echte Fakten braucht man im postfaktischen Zeitalter nicht mehr. Es geht allein um Stimmungen.
Nehmen wir jetzt einmal an, die Russen haben sich bei Clinton eingehackt, dann ist das doch nicht verwunderlich, sondern eine Selbstverständlichkeit. So etwas ist ja das tägliche Brot der Geheimdienste. Die Amis haben ja sogar uns auch schon ausgeforscht.
Dagegen wird Obama nicht ernstlich protestieren können. Beleidigt ist er aber, weil die Russen ihre Erkenntnisse ausgeplaudert haben sollen. Warum eigentlich? Die Russen haben den Amerikanern einen Dienst erwiesen, indem sie sie über eine Kandidatin aufgeklärt haben. Eine Demokratie funktioniert nur, wenn die Wähler über alles Bescheid wissen.

Bismarck hat dazu einmal gesagt:

Wenn das Volk nicht weiß, wie Würste und Gesetze gemacht werden, schläft es ruhiger.

Aber das Volk soll eben nicht schlafen, sondern hellwach und in Kenntnis aller Fakten seine Wahlentscheidung treffen, also nicht „postfaktisch“.
Und wer sich zur Wahl stellt, sollte wissen, dass er eine weiße Weste haben muss, denn überall sitzen seine Gegner, die nur darauf warten, ihm etwas am Zeuge flicken zu können. Und wenn jemand kandidiert, der etwas unter der Decke halten muss, ist seine Kandidatur ein Zeichen von Dummheit, das ihn als ungeeignet erscheinen lässt.

Verbalkäse

Lügenpresse

In den Papierkorb damit!

Wir erfahren demnächst wieder, was das Unwort des Jahres sein soll. Allerdings haben diejenigen, die über dieses Prädikat entscheiden, beim letzten Mal total daneben gegriffen:
https://autorenseite.wordpress.com/2016/08/04/das-neue-unwort-ist-unwort/
Mich wundert, dass um dieses Unwort, das ein – sich elitär fühlender – Kreis von 6 Personen auswählt, so viel Aufheben gemacht wird.
Wir sollten dem Unwort einen von einer breiten Basis gewählten Ausdruck entgegen stellen, den wir missbilligen. Und da kenne ich einige:

  • „Ankurbeln“ ist so ein Begriff, den ich nicht mehr hören kann. Normalerweise wurden ja früher die Fahrzeuge, die noch keinen Anlasser hatten, nur einmal mit der Hand angekurbelt. Aber dann mussten sie von alleine laufen. Bei der Wirtschaft sollte es genau so sein. Jedenfalls geht es nicht an, dass beispielsweise die Auto-Konzerne für die Elektro-Mobilität eine Milliarden-Subvention erhalten. Sie erzielen Milliarden-Gewinne und die sind auch dazu da, mal etwas neues zu planen und auf den Markt zu bringen. Die „Subventionitis“ hat sich in unserem Staat ausgebreitet wie ein Krebsgeschwür. Mit dem Wort „Ankurbeln“ vertuscht man, dass man das Geld der Steuerzahler nach dem Gießkannen-Prinzip verstreut, und die Menschen nehmen das hin, weil sie sich einreden lassen, dass damit die Arbeitsplätze gesichert werden müssen.
  • „Postfaktisch“ ist auch so ein Begriff, der offenbar erfunden wurde, um die AfD auszubremsen. Dabei haben wir schon seit Jahrzehnten postfaktische Zeiten. Sie brauchen nur einmal die Wahlplakate aller Parteien anzuschauen und sie werden feststellen, dass dort nur Personen und Schlagworte abgedruckt sind. Das Schlimmste dieser Art hat sich einmal die CSU geleistet. Sie warb überall mit einem Riesenplakat, auf dem das Ehepaar Stoiber abgebildet war und darunter war zu lesen: „Die Stoibers“, als wenn es sich um eine Monarchie handeln würde. Wenn das nicht schon postfaktisch war, also abgehoben von jeglichen Tatsachen…
  • „Populismus“: Auch dies ist ein Schlagwort, das darüber hinwegtäuschen soll, dass es nicht nur die AfD ist, die sich so verhält. Die etablierten Parteien handeln genauso populistisch.
    Beispiel: https://autorenseite.wordpress.com/2016/12/22/der-linkspopulismus/
  • „Spaltung des Volkes“: Es ist nur natürlich, dass es Menschen gibt, die die „Willkommenskultur“ für einen Fehler halten und meinen, man hätte lieber den Flüchtlingen vor Ort helfen sollen. Wenn hierüber verschiedene Ansichten vertreten werden, wie übrigens auch innerhalb der CDU/CSU, ist es Unsinn, von Spaltung zu reden. „Spalter“ sind im übrigen höchstens diejenigen, die ihre Widersacher als „Pack“ bezeichnen, wie es Herr Gabriel getan hat.
  • „Aufschwung“ ist auch so ein Wort, das ich auch nicht mehr hören kann. Der „Aufschwung“ sollte umbenannt werden in „wirtschaftliches Plus“, denn das Wort „Aufschwung“ täuscht über die negativen Seiten hinweg, nämlich darüber, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht, dass die prekären Arbeitsverhältnisse immer mehr werden, dass die Lebensarbeitszeit verlängert wird und dass in Zukunft jeder zweite Rentner nur noch Altersbezüge in Höhe der Grundsicherung bekommt.
    Was aber schlimmer am viel gelobten Aufschwung ist, ist etwas, was ich mit einem Beispiel verdeutlichen will. Wir befinden uns in einer Situation, die vergleichbar ist mit einem Rentner, der von seinen Ersparnissen lebt. Wenn der nun Jahr für Jahr mehr von seinem Konto abhebt und das Ende absehbar ist, würden wir ihn für verrückt halten, wenn er sein jährliches Plus bejubelt. Was für den Rentner die Ersparnisse sind, sind für uns die Ressourcen der Welt. Während wir früher nur so viel verbrauchten, wie sich regenerieren konnte, verbrauchen wir nun die Substanz. Wir bräuchten nun 1 1/2 Erden, um so weiter leben zu können:
    https://autorenseite.wordpress.com/2015/08/13/heute-welterschoepfungstag-20701835/
    Unser Aufschwung ist also so gesehen ein Abschwung. Hinzu kommt, dass jede Berechnung des Aufschwungs falsch ist, wenn sie die ökologischen Folgen und sonstigen Nachteile außer Betracht lässt: Wenn Gebäudeschäden, die durch sauren Regen verursacht werden, repariert werden müssen, oder wenn Menschen, die durch Luftverschmutzung krank werden, behandelt werden, so entstehen dadurch Umsätze, die als Plus in die Berechnung des Bruttosozialprodukts einfließen. Eigentlich müssten diese Kosten aber abgezogen werden.

Sie sehen also: All die aufgeführten Begriffe sind sprachliche Missgriffe, die man als solche kenntlich machen sollte – etwa durch die Wahl eines „Verbalkäses“, um diese Irreführung anzuprangern.
Und schauen Sie sich doch einmal um im „Lexikon des politischen Sprachgebrauchs und des sonstigen Geschwafels

Der Linkspopulismus

Gabriel
Dem Thema Linkspopulismus habe ich hier schon einen Beitrag gewidmet:
https://autorenseite.wordpress.com/2016/12/09/die-linkspopulisten/
Der unsympathische SPD-Vize Stegner liefert gerade wieder ein typisches Beispiel dafür. Als der immer sehr sachliche CDU-Abgeordnete Bosbach Transitzonen an den Grenzen forderte, bezeichnete Stegner dies als „Stammtischgeschwätz“. Abgesehen davon, dass dies eine niveaulose Entgegnung auf einen begründeten Vorschlag ist, sind solche Äußerungen geeignet, das „postfaktische“ Zeitalter zu zementieren. Stegner spricht die primitiven Wähler an, die auf so etwas hereinfallen und die nicht nach Argumenten, sondern nach Emotionen entscheiden.
Übrigens erkläre ich Herrn Stegner gerne, weshalb die Forderung nach Transitzonen kein Stammtischgeschwätz ist, sondern dass sich solche Zonen durchaus einführen lassen, ohne dass damit gegen das Recht verstoßen würde, das sich im übrigen ja auch ändern ließe.
Herr Gabriel sollte seine Genossen zur Ordnung rufen: Man kann nicht dauernd der AfD Populismus vorwerfen, wenn man selber auch nicht anders ist. Im übrigen ist die beste Waffe gegen den Populismus die Sachlichkeit, denn sie strahlt Kompetenz aus.