
Wissen Sie eigentlich, wer Lilith war? Nein? Dann sollten Sie unbedingt diese Wissenslücke schließen. Ich helfe Ihnen dabei mit einer Geschichte aus meinem Buch „Teufel, Teufel! Das Buch der unfrommen Geschichten„.
Lilith
Die meisten Menschen glauben, dass Eva die erste Frau auf der Welt gewesen sei, doch ist dies ein Irrtum, den wir dem Hl. Hieronymus verdanken. Der war nämlich vom Papst beauftragt worden, aus den vielen Fassungen der Bibel, die seinerzeit existierten, die Stellen zusammenzusuchen, die fortan als Gottes Wort zu gelten hätten. Und als der Heilige begann, die Unmassen von Schriften zu studieren, die damals in Umlauf waren, stutzte er schon ganz am Anfang: Da wurde über die Erschaffung des ersten Menschenpaares berichtet. Dass der erste Mann auf der Welt Adam hieß, weiß ja jeder, aber nur wenig bekannt ist, dass seine erste Frau Lilith hieß. Und was da über die Ehe des ersten Menschenpaares in den alten Schriften stand, trieb dem Heiligen die Schamröte ins Gesicht, die so rot war, wie der Stift, mit dem er die betreffenden Stellen aus der Bibel strich. In seinen Augen muss es irgendein Schmutzfink gewesen sein, der solche Schweinereien in die heiligen Überlieferungen eingeschmuggelt hatte. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass das erste Menschenpaar, das ja noch von Gott eigenhändig geschaffen worden war, gleich nach seinem Eintritt ins Leben darüber zu streiten begonnen hat, wer beim Sex oben liegen durfte. So tilgte der Heilige alle Stellen, die mit Lilith zusammen hingen, aus der Bibel, mit der Folge, dass für uns heute die Zweitfrau Adams, nämlich Eva, das erste weibliche Wesen auf der Welt ist. Sie passte besser in das Frauenbild der Kirche, da sie aus einer Rippe Adams geschaffen, also sozusagen ein Teil von ihm war und ihm demgemäß zu gehorchen hatte.
Wir müssen hier bedauerlicherweise bekennen, dass wir im 11. Kapitel dieses Buchs auch den Irrtümern der Hieronymus-Bibel aufgesessen sind. In Wahrheit müsste also am Anfang der Bibel die folgende Geschichte stehen..
Als der Herrgott durch das neu geschaffene Paradies spazierte, war er sehr zufrieden mit seinem Werk. Besonders freuten ihn die vielen Tiere, die so viel Leben in seine Schöpfung brachten. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass noch etwas fehlte: nämlich die Krönung seines Werks. Und so kam er auf die Idee, Menschen an die Spitze aller Lebewesen zu stellen. Sie sollten die Schöpfung bewahren und für Ordnung sorgen; er übertrug ihnen daher Aufgabe, ihn auf der Welt vertreten.
Bei der Erschaffung von Adam hatte der Herrgott keine Probleme: Er blickte in einen Teich, sah dort sein Spiegelbild und formte danach einen Lehmklumpen, dem er eine Seele einhauchte fertig war der Adam. Und damit der erste Mann nicht so einsam sei, schuf Gott ihm eine Frau. Er nahm wiederum etwas Lehm und formte einen Körper so, wie sich ein Mann halt ein Wesen an seiner Seite vorstellt. Ein bisschen muss dabei die Phantasie mit ihm durchgegangen sein, denn was dabei herauskam war etwas, für das Luzifer, der gerade hinzukam, den richtigen Ausdruck fand:
Das ist ja ein rattenscharfes Vollblutweib, das du da produziert hast. So etwas hätte ich dir gar nicht zugetraut.
Nun, auch unsereiner ist schließlich ein Mann, auch wenn manche uns lieber zu einem seelenlosen Neutrum machen würden. Und Sinn für Schönheit besitzen wir schließlich auch.
Ich kann nur sagen: meinen Respekt! Und wie soll das alles nun weiter gehen?
Die beiden werden sich vermehren und schließlich die ganze Welt bevölkern.
Gestatte, dass ich darin keinen Sinn sehe.
Da hast du wohl recht. Aber sei mal ehrlich: Muss alles, was man macht, immer einen Sinn haben? Kann man nicht auch mal etwas tun einfach nur so?
Sicher, sicher, beeilte sich Luzifer zu sagen. Aber: Menschen einfach nur so?
Auch ich brauche halt eine Beschäftigung, und sogar für dich fällt dabei viel Arbeit ab.
Du weißt doch, dass ich faul bin! Noch eine Frage interessiert mich: Wie soll das mit der Vermehrung funktionieren?
Ganz einfach: Ich habe den Menschen die entsprechenden Organe gegeben.
Das wird nicht funktionieren. Das ist so ähnlich, wie wenn du deinen beiden Menschen einen Schraubenzieher gibst. Da werden sie sagen: Was soll ich damit im Paradies, wo es nichts zu schrauben gibt und alles schon perfekt ist?
Ich hoffe: die beiden werden sich lieben.
Das, was du unter Liebe verstehst, ist eine rein geistige Gefühlsregung, die mit Vermehrung nichts zu tun hat. Das kannst du mir glauben. Da muss noch etwas aus meinem Fachgebiet dazu kommen.
Du bildest dir also ein, die Krönung meiner Schöpfung perfektionieren zu können?
Um Gottes Willen! hätte ich beinahe gesagt. Ich will deine Menschen nicht verbessern. Ich will ihnen nur etwas aus meiner Pharmazie geben, damit sie sich vermehren können. Ich will dir ganz ehrlich sagen: Das, was ich da im Auge habe, hat auch einen Pferdefuß.
Das musste ja so sein, wenn es aus der Hölle kommt. Du hast mich neugierig gemacht. Was hast du also auf Lager?
Ganz etwas Einfaches: Hormone! Die sind nötig, damit es zu einem Sexualleben und zur Zeugung kommt.
Der Herrgott schaute etwas verwirrt und sagte schließlich:
Ich glaube, das ist mehr dein Metier. Also gib den Menschen halt deine Hormone.
…
(Wie diese spannende Gechichte weiter geht, müssen Sie schon selbst in dem Buch „Teufel, Teufel! Das Buch der unfrommen Geschichten“ lesen. Und dabei werden Sie feststellen, dass man nicht unbedingt Krimis lesen muss, wenn man eine Lektüre sucht, die einen nicht so schnell wieder loslässt.)
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