Wie sich das Krankenhaus verändert hat:
Als ich zum ersten Mal im Traunsteiner Krankenhaus war, bestand es aus einem einzigen Gebäude. Heute ist es fast ein kleines Stadtviertel. Immer wieder wurden Gebäude angebaut, so dass das Ganze ein unübersichtliches Wirrwarr von Gängen ist, in dem manchmal sogar das Personal die Orientierung verliert.
Früher war es einfach: Da kam man von der Notaufnahme gleich in den Operationssaal. Heute muss man auch als Schmerzpatient erst einmal die Aufnahmeformalitäten über sich ergehen lassen. Man muss warten, bis man dran ist. Auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben wollen: Ich musste erst einmal mehr als 20 oft mehrseitige Formulare unterschreiben. Klar, dass ich in meinem Zustand kein einziges gelesen habe. Deshalb hat auch der BGH entschieden, dass solche Unterschriften unwirksam sind. Trotzdem besteht man auf diesem Formularkrieg. Wie konnte es früher nur ohne so etwas gehen?
Meine Frau war anders als ich. Als ich sie einmal ins Krankenhaus bringen musste, ließ sie es nicht zu, dass sich die Bürokratie ihrer bemächtigen wollte. Sie flüsterte mir ins Ohr:
„Hau ab, jetzt werde ich furchtbar!“
Und dann begann sie so entsetzlich zu schreien, dass es sogar die Nachbarin in der Wäscherei gehört hatte und mir berichtete, dass etwas Entsetzliches passiert sein musste.
Ja, das waren noch Zeiten, als meine Frau vor mehr als einem halben Jahrhundert zum ersten Mal ins Krankenhaus kam. Da kam sogar der Chefkoch zu ihr ans Bett und fragte, was sie gerne essen wollte.
Es war halt alles noch menschlicher.