
Ich bin kein Freund des Ministerpräsidenten Söder, aber was sich jetzt da in Berlin abspielt, das hat er nicht verdient: Er wird von der Schwesterpartei als skrupelloser Machtmensch mit Charaktermängeln hingestellt, dem es an Respekt vor der größeren CDU fehle.
Es ist doch ganz schrecklich, wie die Union bei der Wahl ihres Kanzlerkandidaten vorgeht: War es schon wenig demokratisch, dass zwei Männer dies in einem Gespräch entscheiden sollten, so entartet das Verfahren nun total. Man spricht von einem „Machtkampf“, nur weil zwei Männer sich zur Wahl stellen und der „skrupellose“ Söder nicht nachgeben will. AKK wirft ihm mangelnden Respekt vor der größeren CDU vor, nur weil Söder die Fraktion über die Kanzlerkandidatur entscheiden lassen will. Da gehört ja die Wahl doch eigentlich hin: Wenn CDU und CSU gemeinsam die Union bilden, dann geht es doch nicht an, dass das Präsidium der einen Partei eine so wichtige Frage entscheidet und die andere zu kuschen hat. Das kann die arrogante AKK nicht verstehen. Und nun wird die CSU auch noch bedroht, indem man wieder die alte Keule hervor holt: Man werde notfalls die CDU auch auf Bayern erstrecken.
Auffallend finde ich, dass sich die Medien auf einmal so auf Söder einschießen. Hat die CDU einen so starken Einfluss auf sie? Sogar Oliver Welke ließ in der Heute-Show kein gutes Haar an dem Mann aus Bayern und verwechselte dabei Kabarett mit Gemecker.
Das, was ganz einfach und schnell als Wahl in der Fraktion abgelaufen sein könnte, artet nun zu einem widerlichen Machtkampf aus, in dem derjenige, der als Sieger hervor geht, schon jetzt schwer angeschlagen in den Wahlkampf ziehen wird, gleichgültig ob es der „unbeliebte“ Laschet ist oder der „skupellose Machtmensch“ Söder. Vielleicht wird das Ergebnis ja sein, dass sich die Wähler angewidert abwenden und finden, die Union solle sich mal auf den Bänken der Opposition regenerieren. Die Union ist ja durch die Masken-Affären schon angeschlagen genug.
À propos Opposition: Ich fände es besser, wenn die Kandidaten ihren Wahlkampf nicht von den bequemen Ministerpräsidentensesseln aus führen würden, sondern wenn sie sich für den Fall einer verlorenen Bundestagswahl als Oppositionsführer engagieren würden
Übrigens zeigen hoffentlich morgen die Grünen, wie’s geht: Nette Menschen finden sich zusammen und wählen. Und abends gratuliert Habeck chevaleresk der künftigen Kanzlerin von Deutschland.
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