
Neben der Trauer, die wir über den Massenmord von Hanau empfinden, stellen nun schon die ersten fest, wer schuld ist: die AfD, weil sie mit ihrem völkischen Denken den Boden für solche Taten bereitet habe. Wir haben für solche politischen Schnellschüsse ein eigenes Wort erfunden, das es so früher nicht gegeben hat: Das Verbrechen wird „instrumentalisiert“.
Ich würde statt von „instrumentalisieren“ eher von „selektieren“ sprechen: Man sucht sich bei einem komplexen Sachverhalt eine mögliche Ursache heraus und das ist gut für die Massen, denen eine komplizierte Ursachenforschung fremd ist.
> Für mich ist sie Hauptursache für solche Verbrechen die allgemeine Verrohung der Gesellschaft, die hier beschrieben ist. Schüler gehen mit einem Messer in die Schule. Die Polizei ist nicht mehr der „Freund und Helfer“, sondern ein Feind, den man am liebsten umbringen würde. Sogar Beamte, Sanitäter und auch Ärzte werden Opfer von Gewalttaten. Natürlicherweise gipfelt eine solche Verrohung darin, dass man den politischen Gegner vernichtet.
> Gewalt ist allgegenwärtig im Fernsehen. Schlagen Sie mal die TV-Programm-Zeitschrift auf und zählen Sie, wie viele Krimis da angeboten werden. Ist es nicht merkwürdig: Gewalt im Fernsehen ist selbstverständlich, aber wenn zwei Menschen Spaß miteinander (sprich: Sex) haben, dann darf so etwas auf keinen Fall gezeigt werden.
> Hauptursache der Verrohung der Gesellschaft ist die Zerstörung der Familie: Kinder, die in einer liebenden Gemeinschaft aufwachsen, neigen nicht zu Gewalt. Aber wenn die Jugend sich weit gehend selbst überlassen bleibt, gibt bei ihnen oft der Stärkere den Ton an und das ist meist der, von dem die stärkste Gewalt ausgeht. Die Lehrer klagen darüber, dass ihre Schüler nicht erzogen seien und sie diese Aufgabe übernehmen müssten. Dann ist es aber oft schon zu spät.
> Das Familienleben ist der Wohnungspolitik zum Opfer gefallen: Anders als in Österreich ist das Wohnen bei uns immer unerschwinglicher geworden, weil man viele Sozialwohnungen verkauft hat und kaum neue gebaut hat. Damit erzielte die Regierung den gewünschten Effekt, nämlich dass beide Eheleute arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Das fördert zwar den Aufschwung, geht aber zu Lasten der Kinder. Für sie bleibt wenig Zeit (also auch für liebevolle Zuwendung). Prinz Charles spricht mit seinen Pflanzen, weil die dann besser gedeihen sollen, aber bei den Kindern wäre das viel wichtiger.
> Wenn man so alt ist wie ich, sieht man Entwicklungen, die anderen vielleicht nicht so bewusst werden: Nach dem Krieg wurde die CDU unter Mitwirkung von Nazis gegründet. Und in ihrer Führungsriege hatten auch immer Nazis einen Platz: Globke, Filbinger …
Aber nun weigert man sich hartnäckig, mit einer Partei zusammen zu arbeiten, der man völkisches Denken vorwirft und die man deshalb als Nazis beschimpft. Nun sind allerdings nicht die Nazis die Erfinder des völkischen Denkens und ein derartiges Denken bedeutet auch nicht, dass man andere umbringt. Schließlich macht einen Nazi in erster Linie etwas anderes aus, nämlich die Devise: „Führer befiehl, wir folgen dir.“ Solche Tendenzen sind bei der AfD nun wohl wirklich nicht auszumachen.
Die CDU könnte also durchaus mit der AfD zusammen arbeiten, denn was schadet es denn, wenn diese Leute beispielsweise auf Landesebene mit bestimmen, wo eine Straße oder Brücke gebaut wird. Aber durch die Ausgrenzung setzt man der AfD die Märtyrerkrone auf und stärkt sie als Protestpartei, deren Nimbus bei einer Zusammenarbeit schnell leiden würde.
Weil die „Hufeisenpolitik“ der CDU auch die Linken als SED-Nachfolgepartei ausgrenzt, obwohl die CDU selbst ehemalige SED-Mitglieder in ihren Reihen hat, wurde eine feindselige Stimmung in Deutschland erzeugt (die im übrigen durch die Ausgrenzung vieler gewählter Abgeordneter demokratiefeindlich ist). Diese feindselige Stimmung gipfelt derzeit in Attentaten. Auch das sollte man sehen und etwas dagegen tun.
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