Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, erinnere ich mich immer noch gern an die Zeit, die wir in Teisendorf verbrachten. Ich war ja eigentlich ein Stadtkind und noch dazu ein Preuße. Aber ich habe mich ganz gut in die Einheimischen „integriert“, wenn es auch nicht leicht war. Am Schluss des Sommers hatte ich noch einen Test zu bestehen: Ich musste barfuß über ein abgemähtes Kornfeld laufen. Und weil ich nur immer barfuß unterwegs war, hatte ich eine Lederhaut unter den Füßen und daher keine Probleme bei dem Test. Da sagten die Einheimischen: „Jetzt bist’d einer von uns.“ Da war ich stolz!
Und mit Teisendorf ist in meiner Erinnerung auch immer das Bild hoher bunter Wiesen verbunden. Gras und Blumen reichten mir bis zum Bauch und oft brachte ich meiner Mutter einen bunten Strauß mit nach Hause. Damals blühten die Wiesen noch in allen Farben, wo heute nur noch Grün zu sehen ist – gemischt mit dem Gelb vom Löwenzahn und Hahnenfuß.
Ich habe hier ja schon öfter über mein Leben in der Todeszone geschrieben und bin dabei auch auf das Sterben der Bienen eingegangen. Was ich bisher nicht gewusst habe, ist, dass der Löwenzahn immer weniger Honig liefert: Zwei Drittel dieser gelben Pest pflanzen sich durch Klonen, also ohne Bestäubung fort. Und die Energie, die die Pflanzen früher im die Honigproduktion stecken mussten, wenden sie nun für die vermehrte Samenproduktion auf.
Früher las man schöne Frühlingsgedichte mit solchen Zeilen:
„…Der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt
und freue sich an der schönen Welt
und Gottes Vatergüte.“
(Hölty)
Aber heute würde das Gedicht vielleicht so aussehen:
„Nun sind die Wiesen fast nur grün,
Weil nur noch wenig Blumen blüh’n.
Durch des Menschen Größenwahn
Wächst neben Gras nur Löwenzahn.
Früher blühte es in Fülle,
Das tötet nun jedoch die Gülle.
Sie verpestet uns die Luft –
Vorbei ist’s mit dem Blumenduft.“