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Stolz auf die Bundeswehr?

Nach dem Abzug der ISAF-Truppen aus Afghanistan wollte kein Politiker etwas mit den heimkehrenden Soldaten zu tun haben. Nicht einmal die Verteidigungsministerin hat die Truppe empfangen. Verlierer lässt man lieber allein mit ihren Problemen – das könnte sonst ja abfärben.
Allerdings machte das Ganze damals kein gutes Bild und so flog die Verteidigungsministerin nun eilfertig den letzten Soldaten entgegen, um sie abzuholen.
Und auch der Bundespräsident äußerste sich lobend über die Soldaten, indem er sagte. er sei stolz auf sie.

Ich habe allerdings Zweifel, ob „stolz“ die richtige Wortwahl war. „Dank für die mutige Pflichterfüllung“ wäre angebrachter gewesen. Stolz können eher die Amis und Briten sein, die weiterhin trotz aller Gefahren weiter Menschen aus Afghanistan evakuieren, während unsere Truppe heim geflogen ist, obwohl noch 300 Deutsche und Tausende Ortskräfte von der Politik im Stich gelassen wurden.
Aber vielleicht war der vollständige Abzug der Truppe nun doch die richtige Entscheidung, nachdem die Regierung die rechtzeitige Abholung der gefährdeten Personen versäumt hat. Schlimm, dass dieses Dilemma den Abschied der Kanzlerin verdunkelt, aber es wird wohl keinen besonderen Einfluss auf die Wahl haben, denn Afghanistan ist ja so weit weg.
Was also ist zu tun? Wenn man weiter evakuieren wollte, würde man die Menschen der Gefahr entsetzlicher Anschläge aussetzen. Da ist es womöglich eben doch besser, sie aufzufordern, zu Hause zu bleiben und auf eine politische Lösung zu warten. Die Taliban haben ja zugesagt, eine Generalamnestie zu erlassen und Ausreisewilligen keine Steine in den Weg zu legen. Ob sie Wort halten, ist zweifelhaft, aber doch wahrscheinlich: Die Taliban brauchen nämlich weiter die bisherige finanzielle Unterstützung, die ihr Land bisher erhalten hat. Deshalb tun sie gut daran, ein normales Verhältnis zu anderen Staaten aufzubauen.

Mir fällt zur Lage ein Satz ein, den mein Vater in solchen Fällen zu sagen pflegte: „Wie man’s macht, macht man’s verkehrt!“ Hoffen wir, dass er nicht Recht hat. Ich füge hinzu: Wenn sich der beschrittene Weg als falsch erweist, kommen die Besserwisser, die „es ja gleich gesagt haben.“