
Gestern hörte ich in den Fernsehnachrichten etwas, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Da wurde berichtet, dass die Opfer des Terroranschlags von Berlin obduziert wurden und dass die Rechnung über die Obduktion den Angehörigen zugeschickt wurde mit einer Androhung von Folgen bei Nichtzahlung. Noch hirn- und herzloser kann eine Bürokratie wohl kaum mit ihren Bürgern umgehen.
Erstens frage ich mich, warum die Opfer überhaupt obduziert werden mussten. Es hätte doch die schlichte Feststellung genügt, dass sie durch den Terroranschlag ums Leben gekommen sind.
Und zweitens meine ich als schlichter Bürger, dass der Grundsatz gilt: „Wer anschafft, der zahlt.“ Warum sollen Angehörige für eine Obduktion aufkommen, die sie gar nicht gewollt haben?
Noch schlimmer aber ist die kalte bürokratische Form, wie man die Angehörigen zur Kasse gebeten hat. Gehen wir einmal davon aus, dass ein Beamter sich nach dem Gesetz gezwungen sieht, die Obduktionskosten einzufordern, dann wäre es zunächst einmal angezeigt gewesen, den Dienstweg nach oben zu beschreiten mit der Frage, ob die Kosten nicht niedergeschlagen werden könnten. Auf jeden Fall hätte aber der zuständige Beamte doch ein kurzes menschliches Begleitschreiben beifügen müssen mit einer Beileidsbekundung und einem Bedauern darüber, dass man leider nach dem Gesetz gezwungen sei, die Kosten zu fordern.
Die Herzlosigkeit, die an Unmenschlichkeit grenzt und die sich immer mehr in unserem Staat ausbreitet, geht von der Spitze aus: Die Kanzlerin hat sich nun erst nach einem Jahr um die Angehörigen der Opfer gekümmert. Ich habe sie ja hier schon früher öfter kritisiert: Warum hat sie nicht auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise mal einen Tag in Passau zugeschaut, wie es dort zugegangen ist. Dann wäre es wohl nie zum Streit über die Obergrenze gekommen. Und hätte sie nicht mal ein bisschen Mitmenschlichkeit zeigen können, indem sie sich aktiv bei der Bahnhofsmission für ihre „Willkommenskultur“ eingesetzt hätte? Sie könnte ja auch mal (beinahe hätte ich zornig geschrieben: „ihren dicker werdenden und daher trägen Hintern aus dem Schreibtischsessel erheben und“) eine der zahlreichen Tafeln besuchen, um zu bekunden, dass sie nicht nur mit den Industriebossen beieinander sitzt, sondern auch ein Herz für die Armen hat.
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