Ich entstamme einer aussterbenden Generation, die noch zur Ordnung erzogen wurde. In den öffentlichen Parks war das Betreten des Rasens verboten und natürlich warf auch im allgemeinen niemand etwas weg, nicht einmal ein Bonbon-Papier. Inzwischen haben sich die Rasenflächen zu Grillplätzen entwickelt. Was aber das Schlimme daran ist: Die Leute sind immer weniger fähig, ihren Dreck mit nach Hause zu nehmen. So sehen die Rasenflächen oft aus wie Müllplätze. Einer, der darauf angesprochen wurde, dass er seinen Müll zurück ließ, sagte lakonisch: Wieso? Das sind doch lauter Arbeitsplätze für die Stadtreinigung.
In meiner Jugend ging ich gerne an heißen Sommertagen im Fluss zum Baden. Das ist heute gefährlich, weil dort überall zertrümmerte Bierflaschen liegen. Auch wenn diese von der Reinigung beseitigt werden, bleiben noch genügend Splitter übrig, an denen man sich übel verletzen kann.
Und an den Autobahnen sieht es auch schaurig aus: Die Leute können offenbar ihre Abfälle nicht bis zum nächsten Parkplatz mitnehmen und dort entsorgen. Was man nicht mehr braucht, wird aus dem Fenster geworfen:

Nicht nur der Anblick des ganzen Drecks ist scheußlich. Traurig ist insbesondere die Einstellung der Menschen, die ihr Zeug einfach wegwerfen. Sie entwürdigen die anderen, die das alles aufräumen müssen. Manchmal muss ich dabei an das Lied des Kabarettisten Qualtinger denken: „Der Mensch is‘ a Sau…“
Teilweise sind die Leute, die etwas wegwerfen, sogar aggressiv. Die Arbeiter von den Autobahnmeistereien berichten immer wieder, dass sie gezielt aus den Fahrzeugen mit Bierflaschen und ähnlichem beworfen werden. Es wäre ja zu schön, wenn einer dieser Übeltäter mal erwischt würde und eine hohe Geldbuße mit Fahrverbot aufgebrummt bekäme.
Als ich einmal in Köln war, waren gerade Arbeiter auf dem Domplatz beschäftigt, das edle Pflaster von Kaugummis zu befreien. Die Leute mussten mit Schweißbrennern auf den Knien über den ganzen Platz kriechen. Wenn unser Staat richtig funktionieren würde, gäbe es eine Kaugummi-Steuer, mit der solche Reinigungsarbeiten gut bezahlt werden könnten.
Manchmal erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an den Freund meines Vaters. Dem gehörte ein Wald mit verschwiegenen Moorseen. Und jedes Jahr im Frühjahr musste er groß reinemachen, denn man hatte seinen abgelegenen Wald benutzt, um dort Müll abzulagern. Es kam eigentlich immer ein Anhänger voll Unrat zusammen: alte Autoreifen, eine Waschmaschine oder auch ein Eisschrank und natürlich auch jede Menge Kleinabfall. Jedes Mal war der Mann völlig fertig und der Verzweiflung nahe, wenn er die Küchengräte schwierig aus dem Moorsee bergen musste. Er schimpfte immer: Wenn die Leute doch so vernünftig wären und ihren Dreck am Waldeingang ablagern würden… Und als er älter wurde, hörte man von ihm den verzweifelten Satz: Man mag gar nicht mehr leben bei der Menschheit heutzutage…
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