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Wie haben wir damals nur so leben können?

Dieses Bild sagt eigentlich schon viel aus: Meine alten Schuhe sind ganz aus Leder: feinste Handarbeit, selbstverständlich voll recycelbar. Ja, so war es damals: Es gab Schuster, die unser Schuhwerk anfertigten und die von diesem Beruf leben konnten, sogar in der Stadt.
Und jetzt schauen Sie sich mal Ihre Sneaker dagegen an! Maschinell hergestellt, alles Kunststoffe! Die sind kaum zu recyceln, weil zu viele verschiedene Stoffe verwandt wurden.
Unsere Kleidung bestand früher aus Wolle oder Baumwolle. Alles war recycelbar. Aber heute sind die meisten Kleidungsstücke aus Kunstfasern.
Als ich heute im Supermarkt war, dachte ich an einen Schriftsteller aus der DDR, dem man ausnahmsweise erlaubt hatte, in den Westen zu fahren. Man fragte ihn, ob er nicht geblendet sei von der Vielfalt des Warenangebots der westlichen Geschäfte. Er verneinte das und fragte: „Was soll das Ganze? Da lob‘ ich mir die HO-Läden: Dort gibt‘s halt nur vier Herrenhemden zur Auswahl und das genügt.“
Müssen wir wirklich in jedem Supermarkt beispielsweise Krabben in Knoblauch-, Dill- oder Champagnersauce angeboten bekommen neben Sylter Heringstopf und Heringssalat in verschiedenen Variationen?
Wie einfach war es früher. Da war man bescheidener, aber trotzdem zufrieden:
Die Tante meiner Frau besaß in einem bayerischen Dorf den einzigen Lebensmittelladen. Heute würde man sagen: Tante-Emma-Laden. Sie arbeitete dort mit ihrer Tochter und einer Angestellten und alles klappte wunderbar, obwohl die Lebensmittel meist nicht verpackt waren: Der Kaffee musste beispielsweise gewogen und gemahlen werden, denn er war nicht vakuumverpackt wie heute. Und der Heringssalat musste aus einem Fass in eine vom Kunden mitgebrachte Schüssel gefüllt werden.
Heute gibt es im Dorf stattdessen zwei Supermärkte mit entsprechendem Personal. Aber ist das wirklich ein Fortschritt? Oder war es damals, als es noch kein Plastik gab, nicht vielleicht doch besser? Übrigens war unsere Umweltbilanz seinerzeit ausgeglichen, während wir heute 1 1/2 Erden bräuchten, um so weiter leben zu können wie bisher.