Gerade waren in Frankreich Wahlen und dabei hat die Verlängerung der Lebensarbeitszeit eine entscheidende Rolle gespielt. Bei uns war dies anders: Die braven Deutschen haben so etwas einfach geschluckt. Ihnen scheint gar nicht bewusst zu sein, dass sie um Lebenszeit betrogen wurden. Natürlich kann eine längere Arbeitszeit ein erfülltes Leben im Alter bedeuten, aber nicht nur ein Arbeiter bei der Müllabfuhr denkt anders darüber, sondern auch viele Lehrer, von denen ein beachtlicher Teil so ausgebrannt ist, dass er vor der Pensionierung ausscheidet.
Deshalb frage ich mich, wieso wir immer länger arbeiten sollen, wo doch der PC und moderne Maschinen uns immer mehr Arbeit abnehmen:
Ein einfaches Beispiel soll das demonstrieren: Früher haben die Bauern mit Pferden ihren Pflug durch die Felder gezogen. Die Einführung des Traktors hat ihnen einen Haufen Zeit gespart und sie waren in der Lage, früher Feierabend zu machen. So ähnlich müsste es auch in der gesamten Arbeitswelt sein:
Als ich jung war, tippten in der Sparkasse nette Fräulein (so was gab es damals noch und Elvis hat sie besungen) Überweisungen ein. Heute ist die Filiale geschlossen und, sofern man nicht Home-Banking macht, kann man dort selbst im letzten übrig gebliebenen kleinen Raum der Filiale die Überweisungen eintippen. Was ist aus der frei gewordenen Arbeitszeit der Fräulein geworden? Wenn man die auf das übrige Personal verteilt hätte, müssten doch alle etwas weniger arbeiten können.
So ähnlich ist es bei der Autoindustrie: Früher haben dort ganze Schweißerkolonnen gearbeitet, die durch die modernen automatischen Fertigungsstraßen ersetzt wurden. Auch hier wurden viele Arbeitskräfte frei gesetzt.
Aber die frei gewordene Arbeitszeit ist nie den Angestellten und Arbeitern zugute gekommen, sondern ist als Gewinnmaximierung von den Unternehmern eingestrichen worden. Das wäre ja noch hin zu nehmen, so weit es nicht dazu führt, dass die Menschen trotzdem immer länger arbeiten sollen. Sie werden um Lebenszeit betrogen.
Das wird den Arbeitnehmern immer mit falschen Argumenten näher gebracht: Man verweist auf die Alterspyramide und sagt, dass immer mehr Junge immer mehr Alte ernähren müssten. Hier müsste aber fair gerechnet werden: Durch den technischen Fortschritt sind die Jungen in der Lage, mehr zu produzieren. Müsste nicht die erhöhte Produktivität die Tatsache ausgleichen, dass wir immer mehr Rentner haben. Da müsste einmal ein Volkswirtschaftler Klarheit schaffen.