Wie das „Wir“ in Deutschland kaputt gemacht wurde


Wenn man so alt ist wie ich, sieht man die Welt nicht so statisch, wie es vielleicht die jungen Leute tun. Sondern man sieht, das, was ich in meinen Aphorismen so beschrieben habe:

Heraklit sagte: „Panta rhei“, was soviel bedeutet wie: „Alles fließt bzw. ist im Fluss“. Heute kann man feststellen: „Alles fließt immer schneller.“

Ich habe die Nachkriegszeit miterlebt. Was für eine mitreißende Aufbruchsstimmung herrschte damals, die im Wirtschaftswunder ihren Höhepunkt fand! Ich arbeitete damals in einer Schreinerei, die von Bomben zerstört war. Der Besitzer und seine Arbeiter klopften in den Trümmern die Steine sauber und bauten alles wieder auf. Man war per „du“ und freute sich darüber, das Wirtschaftswunder zu erleben. Da fiel für alle genügend ab.
Aber dann kam die nächste Generation und alles war anders.
Vorbei war der kameradschaftliche Zusammenhalt von einst. Der nachfolgende Chef sahnte als Firmenbesitzer ab und gönnte seinen Arbeitern gerade so viel, wie die Gewerkschaften für sie erstritten. Und so ist es bis heute geblieben.
Ja, eine neue Krankheit ist ausgebrochen: die Geldgier. Die Einkommensschere zwischen Arbeiter und Chef ist in den 60ern 1:16 gewesen, heute verdient ein Dax-Vorstand im Mittel 71 Mal so viel wie die Beschäftigten seines Unternehmens im Durchschnitt, Postchef Frank Appel bezog sogar das 232-fache. Der Soziologe Nikolaus Dimmel spricht sogar von einem Missverhältnis 1:432.
Wie anders war das früher: Mein Großvater war so reich, dass Krupp bei ihm zum Betteln ging. Er opferte im 1. Weltkrieg sein ganzes Vermögen dem Staat:
https://autorenseite.wordpress.com/2019/07/02/macht-geld-krank/
Wer würde heute noch so hinter dem Staat stehen?
Und wen interessiert heutzutage schon das Schicksal derer, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen? Wir sind eine gespaltene Gesellschaft geworden.
Haben Sie schon mal gelesen, dass einer unserer Spitzenmanager von seinen vielen Millionen nur eine einzige Tafel unterstützt hätte? Nein das ist Arbeit von bewundernswerten Frauen, die Lebensmittel überall zusammen betteln müssen. Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Es gab doch tatsächlich einen Spitzenverdiener mit einem Einkommen von mindestens 40 Millionen im Jahr, der doch tatsächlich1 Million für wohltätige Zwecke opferte und dafür fast wie ein Heiliger verehrt wurde.
Wir sind halt heutzutage nicht mehr ein“Wir“, sondern „die da oben“ einerseits und andererseits die „draußen im Lande“, wie man uns im Bundestag bezeichnet.

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